Thema Kultur

[an error occurred while processing this directive]

Der Begriff der Kultur in der Interkulturellen Kommunikation

1952 Kroeber and Kluckhohn fanden insgesamt 164 verschiedene Definitionen des Worts "culture", daher ist es ,bevor man sich mit dem Thema interkulturelle Kommunikation befassen kann ,notwendig den Begriff der Kultur etwas näher zu erläutern.

Im allgemeinen, umgangssprachlichem Gebrauch wird mit dem Begriff Kultur oft "Hochkultur" gemeint, also Kunst u.s.w.. Für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit interkultureller Kommunikation spielt jedoch Kultur in diesem Sinne nur eine untergeordnete Rolle - als eine weitere Form der Ausdrucksweise der unterliegenden Werte einer Kultur.

In der interkulturellen Forschung, wird Kultur verstanden als " die Gesamtheit von Attitüden, Grundsätze, Annahmen, Werte und Wertvorstellungen, Verhaltensnormen und Grundeinstellungen die von einer Gruppe geteilt werden, die das Verhalten der Gruppenmitglieder beeinflussen und mit wessen Hilfe diese das Verhalten anderer interpretieren" (Spencer-Oatey, 1999).

Die Abbildung verdeutlicht wie Kultur zu verstehen ist: Kultur ist zwiebelähnlich in verschiedenen Schichten angeordnet. Wobei jede Schicht die andere bedingt - und damit beeinflusst.

An der Außenseite des Kulturmodells befinden sich die Rituale und Verhaltensweisen (Rituals & Behaviour) sowie die Artefakte und Produkte einer Kultur. Im generellen kann man unter dieser äußeren Schicht die offensichtlichen Anzeichen der Kultur verstehen: Es sind die Teile der Kultur die z.B. durch eine Reise in ein Land und dem aufmerksamen Betrachten der Einwohner erkannt werden. Z.B. befinden sich in diesem Bereich der Kultur die Beispiele aus dem vorherigen Abschnitt: Italienisches Essen als Artefakt bzw. Produkt italienischer Kultur, oder das Nicht-Schneiden von Kartoffeln als Ritual bzw. Verhalten aus Deutschland.

Die darunter liegende Schicht bilden die Systeme und Institutionen einer Gesellschaft - darunter versteht man sowohl die sozial, ökonomischen Systeme als auch die politischen, legislativen und exekutiven Systeme und Institutionen einer Kultur (b.z.w. Landes). Diese Schicht bedingt und beeinflußt die äußere Schicht: z.B. ist es Deutschland gesetzlich verboten bei Rot über die Straße zu gehen, was wiederum das Verhalten vieler Deutscher erklärt, die geduldig an einer roten Ampel warten bis es grün wird. In England, den Niederlanden, Spanien oder anderen Ländern, wo dieses Gestz nicht besteht, ist dieses Verhalten natürlich merkwürdig. Es ist allerdings nur ein Verhalten, welches auf dem legislativen System Deutschlands beruht.

Als nächste Schicht finden wir Normen, Attitüden und Grundsätze (beliefs, norms and attitudes) aber auch allgemeine Werte und Wertvorstellungen. Diese Schicht beeinflußt wiederum die darüberliegende Schicht direkt - so sind, z.B. Gesetze und politische Institutionen beeinflusst durch diese Schicht. Z.B. der fundamentale Grundsatz der Demokratie als "richtige" Regierungsform ist in dieser Schicht angesiedelt.

Unterhalb dieser Schicht finden wir das Zentrum der Kultur: Die Grundwerte und fundamentalen Annahmen einer Kultur (basic assumptions and values). Diese Schicht ist zwar begrenzt in ihren Ausmaßen und Umfang - ist allerdings die wohl wichtigste Schicht des Kulturmodels, da alle oberen Schichten sich direkt oder indirekt aus ihr ableiten. Ein nur kleiner Unterschied in dieser Schicht kann klarerweise drastische Konsequenzen in den oberen Schichten nach sich ziehen.

Z.B. eine der Grundwerte der westlichen, industrialisierten Welt ist die Gleichheit aller Menschen. Aus diesem leitet sich z.B. als eine mögliche Form, die Demokratie und Meinungsfreiheit ab. Daraus leiten sich Parlamente, Gerichte u.s.w. ab, und nur deshalb können bestimmte Verhaltensnormen überhaupt stattfinden. Würde sich nur ein kleiner Teil dieser Grundwerte verschieben, würde die heutige Gesellschaft, und Gesellschaftsordnung, notwendigerweise zusammenbrechen.

Wann ist eine Kultur eine Kultur?

In der interkulturellen Forschung wird Kultur oftmals mit geographischen und politischen Grenzen gleichgesetzt. Diese Gleichsetzung ist jedoch in einigen Fällen äußerst umstritten, obwohl sie wohl im großen und ganzen die am leichtesten nachzuvollziehende Eingrenzung darstellt.

Sprachliche Grenzen bieten z.B. eine noch weniger akkurate Eingenzung von Kultur. So fand z.B. Hofstede, als auch Trompenaars heraus, dass die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich größer sind, als die Unterschiede zwischen Deutschland und Großbritannien. Ebenso sind , z.B. die flämischen Belgier in ihren kulturellen Werten näher an den wallonischen Belgiern, als an den Niederländern. Und nicht umsonst gilt das geflügelte Wort, dass Großbritannien und Amerika durch eine gleiche Sprache getrennt sind. Per se kann sogar eine gleiche Sprache - die ein Artefakt einer Kultur ist- die interkulturelle Kommunikation sogar erschweren, da die Partizipanten sich nicht notwendigerweise beim Sprechen ihrer Muttersprache über die kulturellen Unterschiede Gedanken machen - und sie daher vernachlässigen. Dies kann z.B. zwischen Spaniern und Mexikanern zu erheblichen Schwierigkeiten führen.

Die Eingrenzung von Kulturen ist also als etwas problematisch anzusehen. Von hieran werden wir jedoch, mit nur wenigen Ausnahmen, davon ausgehen, daß ein politisch souveräne Staaten auch eine kulturelle Einheit bildet: Wir werden also z.B. grundsätzlich über Frankreich, Spanien, Italien, China u.s.w. sprechen - obwohl es auch in diesen Ländern durchaus geographische Variationen von Kultur geben kann, die jedoch durchweg als weniger signifikant als zwischen Staaten angesehen werden können. Es ist jedoch wichtig dies zu berücksichtigen.

International, Interkulturell ?

International wird immer dann benutzt wenn wir direkt über eine Interaktion in verschieden Staaten sprechen, dabei können natürlich auch interkulturelle Interaktionen stattfinden - allerdings nicht notwendigerweise.

Interkulturelle Interaktionen finden immer dann statt, wenn Menschen verschiedener kultureller Herkunft miteinander agieren. Dabei ist es theoretisch z.B. denkbar, dass diese aus einem Land sind - z.B. neutralisierte Franzosen und Franzosen.

 

 

[< Zurück] -[Index] - [Weiter >]

Übersetzt aus dem Englischen. Originalfassung:
Dahl, Stephan (2000)
"Introduction to Intercultural Communication", in Dahl, Stephan "Intercultural Skills for Business", ECE, London.
Mit freundlicher Genehmigung des Autors.

 

 

 


© 2001